Policybrief

Verändert Künstliche Intelligenz die Zukunft unserer Arbeit? Wahrnehmungen von betroffenen Arbeitnehmer:innen

Hier finden Sie den Policybrief in voller Länge!

Wie erleben Arbeitnehmer:innen, die von KI-Einführung in Unternehmen direkt oder indirekt betroffen sind, den Wandel ihrer Arbeit und ihres Arbeitsumfelds? Zu dieser Frage liefert das Forscher:innen-Team von ai:conomics in ihrem dritten Policybrief erste Einblicke in Ihre Forschungsarbeit.

Künstliche Intelligenz (KI) ist noch weit davon entfernt, eine „allgemeine künstliche Intelligenz“ zu erreichen, d.h. die Fähigkeit, eine Vielzahl von kognitiven Aufgaben zu bewältigen, die auch Menschen bewältigen können. Dennoch gelingt es verschiedenen KI-Anwendungen komplexe Problemlösungsaufgaben auszuführen. Machine Learning, Robotics, Computer Vision und Natural Language Processing, Sprachassistenz, Bilderkennung und algorithmische Personalauswahlverfahren sind nur einige Beispiele.
Obwohl die Auswirkungen des KI-Einsatzes auf die Zukunft der Arbeit bisher noch unklar sind, ist es wichtig zu verstehen, wie Arbeitnehmer:innen die Auswirkungen auf ihre Arbeit und entsprechende Arbeitsergebnisse wahrnehmen. Auf der Grundlage qualitativer Forschung liefert dieses Kurzdossier unternehmensspezifische Erkenntnisse darüber, ob und wie Arbeitnehmer:innen, die von der Einführung von KI (in-)direkt betroffen sind, eine Veränderung ihrer Arbeit und ihres Arbeitsumfelds erleben. Dazu wurden 25 Arbeitnehmer:innen in zwei multinationalen Unternehmen aus dem privaten Sektor befragt, die kürzlich neue KI-Anwendungen eingeführt haben.

Das sind die wesentlichen Erkenntnisse:

  • Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die meisten Arbeitnehmer:innen den Mehrwert der KI anerkannten. Obwohl sie sich potenzieller Gefährdungen wie einer Übernahme ihrer Arbeit durch die KI bewusst waren, betonten sie dennoch die Überlegenheit des Menschen in bestimmten Aufgaben.
  • Die meisten Arbeitnehmer:innen berichteten von einer Steigerung ihrer Produktivität, während einige dadurch eine höhere Arbeitsbelastung befürchteten.
  • Dennoch wurden keine wesentlichen Veränderungen bei den Aufgaben, den Qualifikationsanforderungen, dem Wohlbefinden oder der Zufriedenheit als Reaktion auf die Einführung von KI festgestellt.
  • Interessanterweise hing die Wahrnehmung der Arbeitsplatzsicherheit vom jeweiligen Kontext ab: Die Befragten eines Unternehmens nahmen vor allem die potenzielle Verdrängung durch KI bewusst wahr, während Befragte in einem anderen Unternehmen die KI als Unterstützung anerkannten.
    Dieses Kurzdossier fördert ein differenziertes Verständnis über die individuellen Wahrnehmungen von Arbeitnehmer:innen. Dennoch ist weitere qualitative und unternehmensspezifische Forschung erforderlich, um vollständig zu verstehen, wie sich unterschiedliche Einführungskontexte von KI auf verschiedene Arbeitnehmer:innen aus- wirken können.

Was sagen diese Einblicke über die Auswirkungen innovativer und intelligenter Technologien auf die Wahrnehmung von Arbeit aus?

Auffällig ist, dass sich einige der befragten Arbeitnehmer:innen der Bedrohung durch technologischen Ersatz bewusst waren. Dennoch waren die meisten Befragten in der Lage, den Mehrwert des technologischen Fortschritts anzuerkennen: Sie nahmen die KI meist als unterstützendes Tool wahr und betonten die menschliche Überlegenheit bei der Entscheidungsfindung sowie in Eigenschaften wie Flexibilität. Während die Mehrheit der Befragten eine Produktivitätssteigerung bemerkte, befürchteten einige von ihnen auch eine Erhöhung ihrer Arbeitsbelastung aufgrund einer technologiebedingten Steigerung der Arbeits- und Produktionsgeschwindigkeit. Darüber hinaus wurden weder wesentliche Veränderungen in den Aufgaben noch in den aktuellen Qualifikationsanforderungen bemerkt. Dies könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass die KI in beiden Anwendungsfällen in bereits vertraute Tools oder Arbeitsabläufe eingebettet wurde. Das Ausbleiben von Veränderungen von Aufgaben und Fähigkeiten kann jedoch auch ein kurzfristiger Effekt sein, da die Interviews kurz nach der Einführung von KI durchgeführt wurden. Darüber hinaus konnten keine eindeutigen Muster direkter Auswirkungen auf das Wohlbefinden oder die Zufriedenheit infolge der KI-Einführung festgestellt werden. Die Wahrnehmung der zukünftigen Beschäftigungssicherheit schien jedoch vom Unternehmenskontext abzuhängen: In einem Unternehmen sahen die Befragten eher technologische Verdrängungseffekte voraus, während die KI in einem anderen Unternehmen eher als unterstützendes, ergänzendes Tool wahrgenommen wurde. Dies könnte zum Teil von den Kommunikationsstrategien der Unternehmen im Zusammenhang mit der KI-Einführung und ihren Folgen für die Arbeitsplatzsicherheit der Arbeitnehmer:innen abhängen.
Auch wenn es so scheint, als habe die Einführung von KI die Aufgaben, Qualifikationsanforderungen, das Wohlbefinden oder die Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen kurzfristig verändert, müssen die langfristigen Auswirkungen der KI-Einführung auf diese und ähnliche Faktoren erst noch verstanden werden.

Transparenz kann Sorgen und Bedenken von Arbeitnehmer:innen mindern

Auch wenn die Befragten keine wesentlichen Veränderungen ihrer Aufgaben, Fähigkeiten, ihres Wohlbefindens und ihrer Zufriedenheit feststellen konnten, können sie sich dennoch Sorgen um ihre Arbeitsbelastung und ihre Beschäftigungssicherheit in der Zukunft machen. Dies deutet darauf hin, dass die Betroffenen sich auch längerfristig Sorgen machen, auch wenn die KI bisher noch keine drastischen Veränderungen an den Arbeitsplätzen verursacht hat. Die meisten von ihnen scheinen diese Veränderungen in der Zukunft zu erwarten, was deutlich zeigt, dass die Arbeitnehmer:innen in den Prozess der KI-Einführung eingebunden werden sollten. Neben der Beobachtung der KI-bedingten Veränderungen scheint es wichtiger zu werden, auftretende Ängste und Bedenken der Arbeitnehmer:innen zu mindern. Den Bedenken kann beispielsweise dadurch begegnet werden, dass Arbeitnehmer:innen transparent über die möglichen Auswirkungen informiert werden und ihnen die Möglichkeit geboten wird, ihre berufliche Zukunft proaktiv zu gestalten.

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